Sonja - Sexueller Missbrauch 15. Sitzung: Bärin
Gleich zu Beginn der Sitzung entdeckt die Klientin ihren inneren Schatz. Dieser
befindet sich aber noch unter der Erde vergraben und ihr fehlt die Kraft, ihn
hoch in ihr Leben zu holen. Im weiteren Verlauf deckt sie auf, dass sie in der
Beziehung zu ihrem Partner sehr viel Kraft verliert, auch wenn sie sich gleichzeitig
sehr unterstützt von ihm fühlt. Dies passiert v.a. in der sexuellen
Begegnung, in der sie immer noch nicht in der Lage ist, zu sich selbst zu stehen,
sich gegen seine triebhafte Sexualität abzugrenzen und einzufordern, was
sie wirklich braucht, um sich öffnen zu können.
Sonja gelangt über eine zweite Treppe in eine Höhle wo es dunkel und
kalt ist. Ein kleiner Bach fließt dort, in den sie hinein steigt. „Es
ist wie in einer Tropfsteinhöle, wo alles voller Edelsteine und Diamanten
ist.“ Sonja ist sehr überrascht darüber. Sie findet eine Schatztruhe
voll mit Schätzen. Die Botschaft der Höhle lautet, das sei Sonja’s
innerer Reichtum.
Sonja hat in ihrer Innenwelt offensichtlich eine Hürde genommen und Strukturen
zum Kippen gebracht, da sich zum ersten mal positive Bilder autonom zeigen.
„Raum, du siehst ja schön aus, aber ich habe Angst, dass in einer dunklen
Ecke wieder etwas auf mich lauert.“ Das zeigt, dass Sonja noch Grundvertrauen
fehlt.
In einem kleinen Gang stößt sie auf Wiederstand, den sie durchbricht,
und sie kommt auf eine Wiese in den Sonnenschein hinaus. „Das nervt mich,
dass der Schatz da unten ist und ich bin hier oben in der Sonne.“
Eine Bärin taucht auf und hilft Sonja den Schatz zu bergen. Sie graben ein
Loch und holen die Schatzkiste herauf. Symbolisch kann das bedeuten, dass Sonja
das Wertvolle in ihr Leben hineinbringen soll. „Das ist anstrengend die
Schatzkiste hoch zu hieven.“
Die Bärin steht symbolisch für Sonja’s Kraft. Die Schatzkiste
bleibt im Gang stecken.
Was heißt das übertragen auf ihr Leben, wo klemmt es da? „Meine
Kraft reicht nicht. Meine eigene Kraft reicht nicht.“ Stefan kommt dazu
und hilft.
Er beauftrag ein Bauunternehmen den Schatz zu holen. Sonja möchte sich alleine
mit ihrem Schatz beschäftigen.
Die Bärin steckt allerdings in dem Gang fest und kommt nicht weiter. Sonja
gelingt es sie heraus zu zerren. Die Bärin macht einen kranken Eindruck;
sie ist kraftlos, weil sie ihre Bärenjungen verloren hat.
In Sonjas Leben zeigt sich das, indem sie sich zum Beispiel in der gestrigen Sitzung
kraftlos daliegen sieht. Die Bärin kann ihr keine direkte Erklärung
für die Kraftlosigkeit geben. Allerdings taucht eine riesige Schnecke auf,
die sie einschleimt. Die Schnecke ist ihr Freund Stefan. Sonja zeigt ihm, dass
sie diese beiden Seiten an ihm wahrnimmt. Einerseits hilft er ihr den Gang frei
zu machen, auf der anderen Seite nimmt er ihr die Energie mit seinem Schleim.
Sonja lässt es sich in ihren Alltag übersetzen, wo sie diese beiden
Seiten kennt. Sonja bekommt das Gefühl, dass es mit ihrer Sexualität
zu tun hat. Dass Stefan sie aussaugt und er es unterschwellig macht, wo Sonja
nicht so richtig nein sagen kann. Der Therapeut rät es auszuprobieren, ob
Sonja nach dem Sex mehr Energie hat oder weniger. Sie lässt es sich von der
Bärin zeigen, die sofort die Schnecke anfällt.
Sonja konfrontiert Stefan damit. „Ich mach das nicht mehr mit, ich lass
mir die Energie jetzt nicht mehr wegnehmen.“ Für Stefan ist das O.K.
Er hat keine Möglichkeiten mehr Sonja einzuschleimen. Daraufhin beginnt Stefan
die Bärin zu streicheln. „Du brauchst dich jetzt nicht über die
Bärin einschleimen.“
Stefan holt an der Stelle seine Kraft dazu, die symbolisch als ein Tiger-Baby
erscheint. Die Bärin geht spielend auf das Tiger-Baby ein.
„Ich lass mir meine Kraft nicht mehr nehmen. Ich möchte, dass wir uns
Zeit füreinander nehmen, bis wir die Verbindung zwischen uns haben und dann
ist es auch schön.“ Stefan bedeutet, dass ihm das zu anstrengend ist.
Sonja versucht herauszufinden, warum es Stefan zu anstrengend ist, sich Zeit zu
nehmen. „Du weißt genau, was ich mit der Verbindung zwischen uns meine.
Dann hast du eben Pech gehabt mit deinem Trieb, wenn du dir die Zeit nicht nehmen
willst. Ich will nicht mehr, dass jeder seinen Film abwickelt.“
Sonja entscheidet sich, das Energiebild von Stefan mit dem Schlagstock zu bearbeiten,
was ihr zunächst schwer fällt. „Ich versteh nicht, warum du dir
die Zeit nicht nehmen willst. Das muss es doch wert sein. Entweder wir machen
es so oder wir lassen es!“ Stefan antwortet, dass Sonja es ihm durchgehen
lässt. Deshalb kann er so agieren. „Ich fühle mich einfach nicht
berechtigt zu mir zu stehen.“ Sonja’s Eltern habe ihr diese Berechtigung
genommen, zu sagen, wann sie wütend ist...ihre Gefühle auszudrücken.
Sie zeigt ihren Eltern die Auswirkungen in ihrem Leben. Ihre Eltern weisen jegliche
Aggressionen zurück. Sonja fragt ihre Mutter direkt, ob sie will, dass Stefan
sie aussaugt. Die Mutter bedeutet, dass sie es auch so erlebt hat. Gerade deshalb
müsste sie es für Sonja anders wollen.
Die Mutter besteht aber darauf, die Regeln einzuhalten. „Mir geht es nicht
gut damit, dass ich keine Aggression zeigen darf und mir nicht das Recht nehme,
alles für mich auszuschöpfen.“ Der Papa hält zu Sonja und
hilft ihr sich gegen die Mutter durchzusetzen. „Ich hasse dieses innere
Beschränktsein.“ Der Papa hätte sich auch eine Frau gewünscht,
die selbstbewusster und aggressiver ist.
Sonja schlägt, und befreit ihre ganze festgehaltene Kraft und Energie. Die
Bärin wird stark.
Die Mutter definiert sich nur über den Vater. Sie sagt, dass sie ohne ihren
Mann nichts gewesen wäre; dass er ihr alles beigebrach hat. Sonja schlägt
wütend: „Das stimmt nicht! Und ich hab auch diese Haltung dem Stefan
gegenüber. Das regt mich voll auf!! Du hast mir beigebracht, dass ich dumm
bin. Ich bin überhaupt nicht dumm!!!“ Sonja geht voll in ihre Power
und arbeitet mit dem Schlagstock. „Ich fühle mich lebendig, wenn ich
wütend bin. Du mit deiner Frömmigkeit und deinem Jammern.“ Die
Mutter lehnt eine aggressive Tochter ab. Sonja lässt alle festgehaltene Energie
der Mutter gegenüber raus.
Stefan bewundert Sonja und sie wirkt attraktiver auf ihn, wenn sie wütend
ist. Er findet sie allerdings auch unbequemer. Letztendlich ist es nur eine Projektion,
wenn Sonja nicht mehr brav ist, wird das Leben etwas unbequemer. Sonja hat einfach
Angst vor sich selber, dass sie so ist wie sie eben ist. Heißt auch im Fluss
und lebendig zu sein.
Sonja bekommt jetzt die nötige Power, die in den vorherigen Sitzungen gefehlt
hat.
„Ich hoffe, dass ich das mitnehmen kann. Ich habe keine Lust mehr so beschränkt
durch die Gegend zu laufen. Ich werde jetzt unbequem.“ Der Bärin geht
es gut. Stefan, sein Tiger, Sonja und die Bärin stehen um die Schatzkiste
herum. Stefan freut sich.
Sonja erklärt Stefan und ihrer Mutter, dass sie nun die Phase ihre Pubertät
nachholen kann. Es geht darum, dass sie ihre Power lebt, wütend sein kann
und neue Erfahrungen macht und nachholt. Für Stefan ist das so O.K. Ihrer
Mutter fällt es zwar schwer, sie findet Sonja aber gut so.
Aus dieser Konditionierung nicht ihre Lebendigkeit zu leben rühren auch Sonjas
Depressionen.
„Der Bärin geht es gut und sie ist jetzt immer an meiner Seite.“
Stefan ist mit seinem Tiger ebenfalls dabei und sie gehen zusammen ihren Weg.
Der Therapeut schlägt Sonja vor sich nochmals umzuschauen und ihren Reichtum
zu genießen.