Anette - Profiling bei Brustkrebs
1. Sitzung – Weiblichkeit 29.11.2007
Die Klientin leidet
an innerer Unruhe, „Alarmstimmung“, sie hat seit zwei Jahren einen
Knoten in der Brust, den sie nicht behandeln oder gar untersuchen lässt,
da sie kein Vertrauen in die Ärzte hat. Die Krebserkrankung ist in der
Familie sehr stark verbreitet, genauso wie das Familienthema Missbrauch. Die
Klientin wurde jahrelang von ihrem Onkel missbraucht, was zu einer Spaltung
geführt hat; ihr inneres Kind taucht in der Innenwelt zweimal auf. Ein
weiteres traumatisches Erlebnis, welches noch nicht so lange zurück liegt,
ist der Mordversuch ihres Exmannes, als sie sich von ihm trennte.
Der Eingangsraum der Klientin ist ohne Boden und die innere Frau ist verhüllt
und nur zu 5% präsent. Es gibt viel zu tun, aber die Ärztin ist sehr
motiviert. Ihre Sitzungen will sie dem Synergetik Institut zu Dokumentationszwecken
zur Verfügung stellen.
Vorgespräch:
Klientin weiß nicht, ob der Knoten gut- oder bösartig ist, sie prangert
die Methoden der Schulmedizin an, hat kein Vertrauen in die Ärzte. Sie
lebt alleine, hat einen erwachsenen Sohn. Im Vorgespräch berichtet sie
über einen Mordversuch ihres Mannes an ihr, sowie über sexuellen Missbrauch
in der Kindheit durch ihren Onkel.
Des weiteren klagt sie über Gelenkbeschwerden; seit sie sich vor drei Jahren
von ihrem Mann getrennt hat und sich vermehrt mit ihrer Psyche beschäftigt,
geht es ihr allerdings gesundheitlich deutlich besser. Wenn es ihr schlecht
geht, neigt sie jedoch immer wieder zu Essattacken. Sie hat schon einiges an
Therapie gemacht wünscht sich endlich einen „normalen“ Mann.
Session
T. Sag mir Bescheid, was da ist, was du wahrnimmst
K. Die Treppe ist ganz eng, fast keine Stufen, wie ein Rohr, ein Gang, der ist
ganz dunkel, ich seh da nichts.
T. Nimm dir einen Moment Zeit, wenn du dort angekommen bist, spür mal,
wo dort Türen sein könnten, lass dich mal von einer Tür anziehen,
ein Eingang deiner Innenwelt, in deinem Unterbewusstsein. Ok, beschreib mir
mal ganz grob, wie sie aussieht oder wie du sie dir vorstellst
K. Ich sehe eine Blechtür, komisch.
T. Guck mal, was draufsteht, wir haben ja viele Themen oder viele Symptome,
oder guck mal, was du draufschreiben willst - so als generelles Thema.
K. Also, mir kommt ganz spontan Angst, das hatte ich aber vorher nicht überlegt
T. Gut, das kann natürlich sein, dass das dir einfach ein bisschen Angst
macht, dich hier zu konfrontieren, mit all dem, was da so hochkommt.
K. Das kann schon sein, stimmt
T. Guck mal, ob es nicht so ein ganz generelles Thema gibt, was vielleicht dein
Hauptthema ist, ich habe eben schon mal gedacht, vielleicht das Thema Weiblichkeit,
im weitesten Sinne, guck mal, mit welchem Wort könnte man alle deine Themen
am besten beschreiben, ein übergeordneter Begriff vielleicht, Missbrauch
vielleicht, obwohl, Missbrauch ist ja der tiefe Hintergrund von etwas ...
K. Ich spür jetzt im Moment meinen Unterleib so richtig, ich denke, das
Thema ist schon passend, Missbrauch ist so eine Ecke davon.
T. Ah, Thema Weiblichkeit, das ist so ein generelles Thema, mal gucken, wie
es sich aufschlüsselt, dann haben wir immer einen Bezugspunkt, das ist
mir lieber, als wenn wir es so ganz allgemein lassen, gut, dann schreib das
mal drauf auf die Tür. Bist du bereit, sie zu öffnen?
K. Ja.
T. Dann öffne sie jetzt. Was siehst du?
K. Was ich befürchtet habe, da ist schon wieder kein Boden.
T. Beschreib mir mal, wie du es wahrnimmst, dass da kein Boden ist. Geht’s
direkt hinter der Tür tief runter?
K. Ja, da ist ein riesentiefes Loch, da geht’s ohne Ende runter.
T. Ist das so wie in der ersten Session, die ich mit dir gemacht habe, in der
Demosession?
K. Ja, nur da war ich im Wasser, und hier weiß ich gar nicht, was da unten
ist.
T. Kannst du Wände sehen oder die Decke, ist es dunkel oder hell?
K. Es ist ziemlich dunkel, die Höhlenwand auch.
T. Wie ist so dein Grundlebensgefühl, wie geht es dir, wenn du das so wahrnimmst?
K. Angst und Unsicherheit.
T. Na gut, das beschreibt ja schon den Zustand sehr genau. Deine Weiblichkeit,
du hast keinen Boden und du bist unsicher. Jetzt ist natürlich eine tolle
Möglichkeit, wenn du dich fallen lassen könntest, aber das hängt
auch vielleicht mit der Weiblichkeit zusammen, ob du das kannst. Schau mal,
ob du dich traust, da rein zu springen. Das wär natürlich das Beste,
es einfach passieren lassen, loslassen, reinspringen, gucken, wo du hinkommst,
wo es dich hinführt.
K. Da muss ich mich überwinden.
T. Ja, das ist klar, das kann man nicht so einfach machen. Sonst gäbe es
einen Boden, und es gäbe kein Problem. Du könntest den Raum noch vorher
fragen, was seine Botschaft ist, so diese Standardfrage.
K. Ja, was ist deine Botschaft? ... Ich soll mal gucken (lacht).
T. Dann sei neugierig, forsche, gucke nach. Frag, ob du rein springen sollst.
K. Soll ich rein springen? ... Ja, sagt der Raum. ... Ich bin schon drin.
T. Guck mal, ob du sogar schweben kannst und die Geschwindigkeit des Falls irgendwie
regulieren kannst oder beschreib einfach was passiert.
K. Ja, ich kann, wenn ich das möchte, ein bisschen langsamer fallen, ich
seh auch so Strukturen in der Wand, also so Mauervorsprünge, in die ich
mich stellen könnte, oder auch Pause machen.
T. Lass dich mal weiter fallen, guck mal, wo du hinkommst, welches tiefe Thema
dich anzieht.
K. Ich hab das Gefühl, ich bin jetzt unten und vor mir ist was ganz Dunkles.
T. Sprich das Dunkle doch ruhig mal an, irgendwie so, wer bist du, was soll
ich hier, was willst du mir sagen oder mir geht’s hier nicht gut, einfach
reden oder so, Kontakt aufnehmen.
K. Ach, das ist ein ganz unangenehmer Raum.
T. Dann sag ihm das.
K. Das ist ein ganz unangenehmer Raum, das macht mir Angst und schürt mir
den Hals zu…der lacht über mich, das findet der gut, der will das.
T. Ach, der will das, oh, frag mal nach, was soll das, warum ist der da?
K. Warum willst du das? ... Damit es mir schlecht geht.
T. Ok, warum soll’s dir schlecht gehen, oder seit wann ist dieses Thema
in dir oder was ist da passiert?
K. Seit wann bist du da und willst, dass es mir schlecht geht? ... Schon immer.
T. Schon immer ... gut, dieses Immer hat natürlich auch einen Anfang, frag
mal ...
K. Ja, schon vor meiner
Geburt, ich soll nicht da sein.
T. Also, im tiefsten Innern bist du ganz schnell an dem Punkt: du sollst nicht
da sein. Wie ist das für dich, wenn du das so deutlich wahrnimmst oder
weißt du das irgendwie schon?
K. Ja, ich weiß das.
T. Du weißt das schon! Wie erklärst du es dir oder welche Meinung
hast du darüber für dich gefunden?
K. Es ist einmal meine Schwester, die nicht will, dass ich da bin, und meine
Mutter wollte mich ja auch nicht.
T. Gut, dann hol mal beide herbei.
K. Dazu muss ich sagen, meine Mutter hatte Angst vor der Geburt, es war nicht
so, dass sie mich als Person nicht wollte.
T. Gut, da können
wir sie gleich fragen, wenn sie dann da ist.
K. Meine Schwester, die sieht riesengroß aus, wie so ein unförmiger
Riese, ... grob ...
T. Sag ihr mal, was du siehst, sprich sie Mal an.
K. Du siehst riesengroß und Angst machend aus.
T. Ist sie älter?
K. Ja, drei Jahre, dreieinhalb Jahre.
T. Guck mal, wenn du sie ansprichst, ob sie reagiert, ob sie dich wahrnimmt,
wie sie reagiert?
K. Ja, die guckt von ganz hoch oben auf mich runter ... und sie möchte
mich zertrampeln.
T. Auch da würde ich wieder nachfragen, Warum denn, warum freut sie sich
denn nicht und so weiter, versuch mal, sie in ein Gespräch zu verwickeln.
K. Warum möchtest du das? ... Eigentlich haben wir uns das schon mal angeguckt,
na ja ...
T. Ok, kann ja sein, die Frage ist nur, was ist da damals passiert, habt ihr
was verändert oder ist es so geblieben?
K. Ja, es ist jetzt anders.
T. Sag mal ruhig, was anders ist, was sich schon verändert hat, kannst
du ruhig der Schwester mitteilen.
K. Verändert hat sich, dass ich das jetzt weiß, warum es so war,
dass sie eben dachte, ich wollte ihr die Mama wegnehmen.
T. Frag sie, warum
sie so groß ist.
K. Ja, warum bist du so groß? ... Weil ich mir das einbilde (lacht).
T. Ja, ja, doch das ist schon richtig, irgendwie ist das ja dein Bild von ihr,
du bildest dir das ein. Frag sie, was macht sie so groß, warum machst
du sie so groß, sie müsste es ja wissen, was gibst du ihr für
eine Macht, dass sie so groß ist in dir, das ist ja schon dein Produkt,
das sehe ich auch so.
K. Was machst du? Wieso bist du so groß, wieso bist du in meinen Augen
so groß?
T. Genau, guck mal, was sie jetzt sagt.
K. Weil ich mich so klein fühle.
T. Gut, dann probiere doch einfach mal aus, dass du dich größer fühlst,
so wie wachsen, guck mal, ob das geht, ob du einfach ein bisschen größer
werden kannst, ob sie dann automatisch kleiner wird, also, es liegt dann eher
an dir, sagt sie, sie ist normal und du bist zu klein, einfach, kann ja sein,
probiere mal aus, ob es geht. Oder wir machen umgedreht die Frage, was lässt
dich so klein fühlen, da muss ja was passiert sein.
K. Da kommt jetzt mein Onkel, ich war noch sehr klein.
T. Wie klein warst du? Geh mal dahin, lass das Bild noch mal auftauchen, wir
wollen jetzt nur die Assoziation noch mal feststellen.
K. Also, ich war ein halbes oder ein dreiviertel Jahr, ein Säugling.
T. Beschreib mir das Bild, was jetzt gerade auftaucht.
K. Ich hab eigentlich kein Bild, sondern ich hab nur so einen Druck.
T. Ach so, das Körpergefühl
ist da.
K. Ich fühls halt hier und hier (zeigt auf Brust und Unterleib).
T. Also, da müssen wir als allererstes Mal rangehen, damit du dich überhaupt
entfalten kannst, sonst bleibst du so klein. Der Missbrauch muss unbedingt aufgelöst
werden ... oder frag doch mal deine Schwester, ob es damit zusammenhängt,
wir überprüfen es mal.
K. Sonja, hängt es damit zusammen? ... Ja. ... Ich war mit neun Monaten
sauber, um diese Situation zu verhindern, es ging aber, bis ich sieben war,
mein Onkel hat mich oft gewickelt, da war ich dann vorsichtshalber schnell,
schnell sauber.
T. Hast du noch bewusste Erinnerungen daran?
K. Ja, ja, die sind dann irgendwann gekommen, die hatte ich nicht die ganze
Zeit.
T. Ich hab’s nicht mehr in Erinnerung, wo hast du die her, aufgedeckt?
K. Ich hab mal Therapie gemacht, da ist mir das eingefallen.
T. Wie lang hast du Therapie gemacht?
K. Das waren nur dreißig Sitzungen, 1994, da hatte ich eine Fehlgeburt
und hab’s nicht bemerkt. Der Arzt hat gedacht, ich hätte einen Abbruch
versucht, dabei hab ich meinen Körper einfach nicht gespürt. Aus diesem
Grund bin ich dann in Therapie gegangen.
T. Dann hast du dreißig Sitzungen gemacht, und seitdem weißt du
es einfach. Hat sich da mit deiner Weiblichkeit, in deinem Dasein irgendwas
verändert, so gefühlsmäßig, seitdem du das weißt?
Wie gehst du damit um, es ist ja trotzdem ein heftiges Wissen?
K. Ja, es war eher so ein komisches Gefühl vorher, und jetzt ist es klarer,
ich weiß, warum.
T. Ja, ok, gut, wir können den Raum noch mal fragen, es ist so meine Idee,
ich weiß nicht, ob das stimmt, häufig ist das so, das der fehlende
Fußboden vielleicht damit zusammen hängt. Frag mal diesen Raum, wenn
der direkt mit dem Missbrauch zusammenhängt, dann soll er grün blinken,
und wenn das nicht so der Fall ist, dann soll er rot blinken. Guck mal, was
er macht, wenn du ihn fragst.
K. Ok, Raum, hast du mit dem Missbrauch zu tun, bist du deshalb so schwarz und
bedrohlich? Blinke grün oder rot! … Er ist grün.
T. Hm, er ist grün. Häufig ist es so, wenn der Boden fehlt, dass etwas
Fundamentales passiert ist, und das ist häufig schon Missbrauch. Gut, es
wär natürlich ganz wichtig, dass du das aufarbeitest, das zweite wäre
deine Schwester, die ist so riesengroß, sie sagt, sie kann nichts dafür,
du bist so klein, und wenn du missbraucht worden bist, dann fühlst du dich
halt klein und versteckst dich energetisch. Gut, jetzt hol die Mama noch mal
herbei, die dich nicht wollte oder Angst hatte vor der Geburt. Guck mal, wie
sie auftaucht.
K. Im Vergleich zu früher ist sie aber schon groß (lacht).
T. Sag’s ihr.
K. Am Anfang hast du dich versteckt und warst klein, eher wie so ein Hauch,
das ist auch immer noch so, aber schon jetzt ein bisschen fester.
T. Aha, ein bisschen fester, ja. Kann sie dich wahrnehmen, wenn du das so sagst,
wie reagiert sie drauf?
K. Ich hab das Gefühl, du bist in deiner eigenen Welt, du hast mich mein
Leben lang nicht wahrgenommen.
T. Hm, nimmt sie auch jetzt wieder nicht wahr!
K. Nee.
T. Gut, das heißt, wir müssten tatsächlich auch deine Mutter
irgendwie aufwecken, so dass sie Bezug zu dir hat, weil letztendlich brauchst
du ne Mama, die hinter dir steht, also, die müsste letztendlich auch mehr
da sein, zumindest, wenn sie so abwesend ist, dann ist das auch so ein weiblicher
Teil, der abwesend ist, ok. Ja, da gibt es was zu tun.
K. Da hab ich schon viel dran getan.
T. Hast du schon viel dran getan, dann zeige es ihr.
K. Am Anfang war ich so wütend auf sie, und dann war sie so klein, als
sie überhaupt mal aufgetaucht ist. Dass du jetzt so groß bist, ist
schon gut und dass ich nicht sauer bin, ist auch gut.
T. Hast du schon eine Menge Wut und Hass raus gelassen?
K. Ja, (lacht) ist schon ok, Wut hab ich nicht mehr, aber ich würde dich
gerne lieben und dich bei mir fühlen.
T. Gut, der erste Schritt, den du machen kannst, geh mal auf sie zu, guck mal,
wie sie reagiert, ob sie dich überhaupt wahrnimmt, wenn du auf sie zugehst,
mach das mal.
K. Ach nee, die sieht irgendwie aus wie eine Madonna und rührt sich nicht.
T. Geh mal ganz dicht,
berühr sie mal, ob sie dich überhaupt wahrnimmt. Also, nimm mal ihre
Hand oder so was.
K. Du bist nicht lebendig, du bist eine Figur. Du siehst aus wie Maria im Stall.
T. Ja, oh ja. Ja, da müssen wir eine Menge noch tun. Ist es damals bei
deiner Therapie auch so raus gekommen, dass sie nicht so da war, deine Mama?
K. Ja, das ist mir bewusst, durch Therapie und verschiedene Seminare.
T. Lebt deine Mama noch?
K. Nee, die ist schon ganz lange tot, die ist krank geworden, als ich sechs
war und gestorben, als ich sechzehn war.
K. Heute ist übrigens
ihr Todestag.
T. Oh, sag ihr das mal.
K. Das ist dein Todestag heut, heute vor 35 Jahren bist du gestorben.
T. Guck mal, ob sie schaut.
K. Nein, das ärgert
mich, die könnte ja jetzt mal gucken.
T. Ärger taucht auf, ... gut.
K. Auch noch Ärger.
T. Na ja, weißt du, sie ist ja abgespeichert in dir als Puppe, als etwas
Unlebendiges, und das einzige Gefühl, was auftaucht, ist Ärger. Der
erste Einstieg ist halt der Ärger zu ihr. Letztlich musst du sie lieben
können, du musst ein tolles Gefühl haben zu Mama, aber es ist halt
Ärger da, der erste Einstieg wäre Ärger. Ja, das können
wir machen, in den Ärger einsteigen ... guck mal, was du willst jetzt.
K. Ich hab im Moment so das Gefühl, das ist so resignierend ... Ich hab
51 Jahre versucht, deine Aufmerksamkeit zu kriegen.
T. Ja, und jetzt hast du doch langsam aufgegeben.
K. Hmm, ich hab im Moment zumindest das Gefühl.
T. Na gut, da tun wir noch was dran, das kriegen wir noch hin ... ja ... gut,
guck mal weiter, ob du da unten noch was siehst, du bist ja immer noch ganz
tief unten, da ist Mama, da ist deine Schwester, da ist jetzt dein Onkel, mit
dem Bild, der dich missbraucht. Guck mal, ob es da unten noch was gibt.
K. Nee, das ist nicht so konkret, ich hab das Gefühl mein Mann ist da.
T. Ok, dann sprich mit ihm, sprich ihn auch an.
K. Ich hab Angst vor dir.
T. Guck mal, wie er reagiert.
K. Er ist so ein bisschen ratlos.
T. Tja, wie weit ist er entfernt von dir, wenn du ihn anschaust, hinspürst?
K. Ja, so eineinhalb
Meter.
T. Kennst du dieses Gefühl, Angst vor ihm zu haben, genau das, was du jetzt
hast?
K. Ja eigentlich, als er mich umbringen wollte, und danach, natürlich.
T. Ja. Sprich ihn
mal drauf an, auf die Szene, guck mal, wie er reagiert, ob es für ihn auch
wichtig ist.
K. Auf welche Szene, als er mich umbringen wollte? ... Ja, du hast es auch nicht
vergessen, du weißt auch noch, wie das da war, damals, solange ist es
noch nicht her.
T. Wie lange ist es her?
K. Es war Silvester 2005, also 2004/ 2005, der Wechsel.
T. Ja, wenn du ihn jetzt so siehst, wie geht es dir dann?
K. Ja, ich hab so Alarmglocken an, so im Moment macht er nichts, aber ich muss
einfach höllisch aufpassen.
T. Ja, sag ihm das mal.
K. Ich würde dir nie den Rücken kehren, ich muss höllisch aufpassen
und kann dich überhaupt nicht berechnen oder einschätzen …
T. Ja, wie reagiert er auf deine Worte, wenn du so klar bist, so deutlich bist?
K. Ja, ich glaub, er kann sich selber nicht einschätzen, er hätte
das ja auch nicht von sich erwartet.
T. Ja, ok. Das heißt, deine Aufmerksamkeit ist berechtigt, weil, du musst
auch auf ihn aufpassen.
K. Ja.
T. Ja, ok. Frag ihn mal, ob er auch mit dran beteiligt ist, dass du keinen Fußboden
hast in deinem Raum.
K. Bist du da auch dran beteiligt, dass ich keinen Boden unter den Füßen
habe? … Ja, er hat diesen Zustand gehalten, dafür gesorgt, dass sich
das nicht ändert.
T. Ja, ok. Beschreib mir doch mal ganz kurz, was da so passiert ist oder wie
du dich erinnerst, also ohne jetzt in die Emotion rein zu gehen, ohne, dass
wir es jetzt großartig anreißen oder auflösen wollen. Ich versuch
ja erstmal, so eine Übersicht zu machen, so was wie ein update. Und sag
es ihm.
K. Ja, ich hatte dir vorher gesagt, dass ich dich verlasse, bin dann aber zu
Silvester mit dir noch zu Freunden gegangen, weil ich nicht wusste, wohin mit
mir, weil egal, wohin, hättest du mich verfolgt. Bei den Freunden war ein
neutraler Ort.
T. Also, du wusstest schon, dass er das nicht will, er klammert an dir und du
wolltest ihn verlassen, ... ok
K. Ja natürlich, und ich hab das nicht gehört, dass du da schon gesagt
hast, man müsste mir den Hals durchbohren, durchschneiden, das hast du
da mehrfach gesagt.
T. Frag ihn mal, ob er es schon direkt so gemeint hat?
K. Hast du es so gemeint, in dem Moment? ... Ja. ... Hast du die Wut aufgeschaukelt,
so den ganzen Abend? ... Ja.
T. Frag ihn mal, was war denn der Auslöser, dass du ihn so erwischen konntest,
dass er so wütend geworden bist, was hast du bei ihm hoch geholt, weil,
dass ist ja so ein bisschen auch dein Part.
K. Was hab ich gemacht, dass du so wütend geworden bist? ... Ich muss immer
bei ihm bleiben. Und immer machen, was er will.
T. Na, das hast du ja 30 Jahre lang fast gemacht.
K. 25! Minus zwei Monate, und das sollte ich mein Leben lang machen.
T. Was hat da in dir
Nein gesagt?
K. Mein Körper hat Nein gesagt, ich hab Gelenkbeschwerden gekriegt und
konnte mich nicht mehr bewegen, und dann hab ich gesehen, ich muss da was ändern.
T. Also, diese ganz Typische, du konntest nicht gehen, weggehen von ihm, und
wie du es dann gemacht hast, da bist du gesund geworden.
K. Nee, vorher schon, das war ja ein Weg. Als ich mich innerlich von meinem
Mann getrennt habe, da bin ich gesund geworden.
T. Genau, sag ihm das mal.
K. Ja, als ich mich innerlich von dir getrennt habe, da bin ich gesund geworden,
bis auf ein paar Kleinigkeiten, nicht erwähnenswert
T. Das heißt
also, du konntest dann gehen, das hat er gemerkt und wollte es nicht. Offensichtlich
hast du ihm irgendwie versprochen, du bleibst für ewig bei ihm.
K. Hab ich nicht!
T. Frag ihn mal, ob es so für ihn war!
K. War das so für dich, dass ich dir versprochen habe, für immer bei
dir zu bleiben? ... Er nickt.
T. Ja, für ihn war das so. Ja, wenn du 25 Jahre bei ihm bleibst, ist ja
schon fast eine Ewigkeit, dann kann man davon ausgehen, dass du das den Rest
des Lebens auch machst. Genau, und wenn das nicht ist, dann bringt er dich um.
Das ist ja schon heftig, er könnte ja auch sagen, danke schön, es
war toll, aber, er bringt dich um. Das Versprechen muss in ihm ganz tief was
ausgelöst haben.
K. Ich habe dir das nie versprochen, wir haben nie kirchlich geheiratet, wir
haben nur unterschrieben, du hast mir mal gesagt, du hast mir doch versprochen,
mich nie zu verlassen, aber das hab ich nie getan.
T. Gut, was war seine Enttäuschung?
K. Was war deine Enttäuschung?
K. Das ich aufgehört habe, dich zu lieben. Wo hast du das gemerkt oder
wann? ... Ja, so richtig erst klar geworden ist ihm das Silvester. Zeig mir
mal, wann ist es dir klar geworden, in welcher Situation.
T. Wo er das fühlt, oh Scheiße, du bist weg.
K. Er wollte mit mir tanzen, und dann hab ich das abgelehnt.
T. Und in dieser Ablehnung hat er gespürt, du bist für immer weg?
K. Ja ...
T. Hast du dich da
erst getraut, es ihm so deutlich zu sagen oder warst du schon früher weg?
K. Nee, ich war schon früher weg, schon viel früher, eigentlich schon
Monate früher.
T. Hast du wahrgenommen, dass er wahrnimmt, dass du weg bist?
K. Ja, also ich habe schon gefühlt, dass du gesehen, gemerkt hast, dass
ich gehen werde und will. Du hast dich immer weiter zurückgezogen, hast
immer mehr Außenkontakte abgebrochen, warst vorher nach außen immer
der große Macker, und nachher hast du dich mit allen zerstritten und nur
noch alleine zuhause gesessen, du warst immer zuhause, das war einfach furchtbar.
Und vorher überhaupt nicht. Also, daran hab ich das schon bemerkt, du hast
was bemerkt, dein Verhalten hat sich geändert.
T. Er hat es vielleicht nicht so deutlich gesehen, wie an diesem Abend, dieses
nicht mehr tanzen wollen, war für ihn so der Auslöser, der minimale
Auslöser, wo er plötzlich blitzschnell merkte: oh, die ist weg. Frag
ihn mal, was dann mit ihm passiert ist, was ist mit ihm abgegangen?
K. Was ist mit dir passiert? Schon als wir ins Auto gestiegen sind, warst du
so wie mit dem Schalter umgedreht, du hast wirklich irre geguckt, voll verzweifelt.
T. Ah, ja, die Verzweiflung ist dann losgebrochen. Beschreib mir mal die Handlung
sachlich, also, wir gehen da heute nicht rein, aber beschreib sie mir noch mal,
wie ist das abgelaufen?
K. Vor der Haustür, also, das Auto stand vor der Haustür, da geht’s
so drei Stufen hoch, er hat so getan, als würde er die Tür aufschließen.
Er hatte ein Opinel aus der Hosentasche genommen und kam dann die Stufen runter
gesprungen und sagte: ich töte dich jetzt! Ich hatte vorher einen Tramper
auf der Straße gesehen und hab gedacht, der hört mich und hab mich
dann gewehrt, erstmal körperlich auch und lautstark gebrüllt, weil
ich gehofft hab, dass der Typ kommt,
T. Also, du hast ihn sofort ernst genommen.
K. Ja, und dann haben wir gekämpft, also, ich war schwarz und blau, ich
konnte wirklich zwei Monaten nicht auf der linken Seite liegen, und hab auch
den Spiegel abgebrochen vom Auto, und so, ich hatte überall blaue Flecken,
und wir lagen dann schließlich in der Pfütze auf dem Boden und dann
konnte ich mich nicht mehr rühren.
T. Er war stärker?
K. Ja. Und er kniete so auf mir, und hatte die Faust hier (am Kinn), ich hatte
hier überall blaue Flecken von dem Knöchel, er hat das Messer hier
gehabt ( an der Kehle) und hat gesagt, ich liebe die Schafe auch, ich kann die
Schafe schlachten, dann kann ich dich auch schlachten. Dann hab ich versucht
eine Beziehung herzustellen, weil, ich hatte das Gefühl, das hat mit mir
gar nichts zu tun.
T. Red mit ihm.
K. Ich hatte das Gefühl, dss hat mit mir nichts zu tun, ich wollte dir
klarmachen, hallo, ich bin’s Brigitte! Hallo! Das ist erst mal gelungen,
und dann musste ich versprechen, dass ich ins Bett gehe mit ihm, und dann habe
ich wieder was Falsches gesagt, ich weiß nicht, was.
T. Also, er wollte mit dir schlafen.
K. Nee, er wollte mit mir ins Bett, ich war nicht mehr in diesem Bett, ich war
ja schon vorher in ein anderes Zimmer gezogen, schon länger, Und dann sind
wir ins Haus, und ich habe ihm gesagt, ich möchte aber nicht mit ihm schlafen,
und er hat gesagt, dass er das jetzt sowieso nicht könnte. Ich habe ihn
gebeten, das Messer unten zu lassen, und dann hat er gesagt, ich kann dich auch
mit bloßen Händen umbringen, ich brauche das Messer nicht. Ja und
dann, ich hatte auch so Schnitte, und so, ich war am Bluten, das war aber nicht
schlimm, aber, na ja Dann hat er zwei, drei Stunden auf mich eingeredet, mir
die Zunge in den Mund gesteckt, die Hand zwischen die Beine gesteckt, meinen
Busen angefasst, und hat so irres Zeug erzählt, wir wären das tollste
Ehepaar der Welt, und das wär wie eine Geburt und das wär so toll.
Und das wär jetzt die allergrößte Liebe, ... und als er dann
endlich eingeschlafen ist, hab ich die Polizei gerufen. Er war völlig von
den Socken, es war ihm wie ein Verrat, wie ich denn auf die Idee kommen könnte,
die Polizei zu rufen, wo er mich doch so geliebt hat. Aber ich hab da stocksteif
im Bett gelegen, und ich hab auch nichts gesagt, er hat einen Monolog gehalten.
T. Das heißt, der muss irgendwie ausgespact gewesen sein. Kanntest du
so einen Zustand bei ihm schon?
K. Nein, also, wenn er was getrunken hatte, dann ist er schon mal ausgeflippt,
aber so was wie da, kannte ich nicht, nein.
T. Hast du noch mal anschließend ausführlicher mit ihm reden können,
oder Kontakt herstellen können?
K. Also, der hatte ja Kontaktverbot, und wir haben uns mal in der Bank getroffen,
das war dann ein paar Monate später. Also, bei Gericht haben wir uns dann
getroffen, weil es da ums Haus ging.
T. Ist er bestraft worden?
K. Das Strafverfahren ist noch nicht gewesen. Der verschiebt das immer.
T. Hast du Anzeige erstattet?
K. Ja.
T. Und wieso hängt es davon ab, dass er es verschiebt?
K. Er war im Ausland, eineinhalb Jahre, er war in Südamerika und ist seit
Februar erst wieder hier. Dann war im März ein Prozesstermin, und den hat
der Anwalt abgesagt, das ist sein Freund, der Anwalt, auch mein langjähriger,
jetzt gewesener Freund. Dann war am 29. Oktober der nächste Termin, der
wurde auch abgesagt.
T. Wie ist das für dich, wenn du so drüber nachdenkst, willst du,
dass er bestraft wird oder wie arbeitet es in dir, wie ist deine Haltung?
K. Ja, ich möchte, dass ihm von einer anderen Stelle als von mir mal gesagt
wird, dass man das nicht darf.
T. Das scheint noch nicht angekommen zu sein?
K. Nein, ich hab nicht das Gefühl.
T. Der denkt, dass ist einfach so eine Beziehungsgeschichte zwischen euch beiden?
K. Ja, ich bin schuld, ich hab ihn gereizt.
T. Hat er das mal so direkt gesagt, an dem Abend?
K. Ja, nein, an dem Abend nicht, erst später. Ich hab ihn dann mal in der
Bank getroffen, in dem Vorraum, da ist mir das Herz wirklich in die Hose gerutscht,
da war noch ein anderer Typ, ich bin dann aber auch vor die Tür, und wir
haben dann noch was miteinander geredet, das war einen Tag, bevor er weg ist,
erst mal nach Köln, dann nach Südamerika.
T. Durfte er denn ins Ausland gehen, das klingt so ein bisschen, wie sich der
Strafbarkeit entziehen oder so was?
K. Er durfte das, ja, da war ja schließlich keiner dabei, ist ja nur ein
Familiendelikt, ich bin ja nur die Ehefrau.
T. Na gut, du könntest dir auch eine Menge zusammenreimen, von außen
betrachtet ist das ja eine Geschichte, die passiert wahrscheinlich tagtäglich,
ein Ehepaar streitet sich, und jeder sagt was anderes. Ok, oder hast du anschließend
so was wie ein Gutachten gekriegt?
K. Nein.
T. Über deine körperlichen Verletzungen?
K. Ach so, doch, ich bin schon zu meiner Ärztin gegangen. Also, das ist
schon dokumentiert. Und der Richter hat auch gesagt, dass das glaubhaft ist,
weil, ich hatte ja hier blaue Flecken, man konnte das genau sehen, und das passte
zu dem, was ich gesagt habe und nicht zu dem, was er gesagt hat.
T. Wenn du sachlich drüber redest, wie geht’s dir denn damit?
K. Es ist hier am Brodeln (Hals).
T. Ist es so ein bisschen, wie: du musst das noch verarbeiten, willst es loswerden,
das stimmt alles noch nicht so, wie es ist, oder ist das so ein Stückchen
deine Biographie, und du sagst, das ist mir halt passiert, was soll’s.
K. Nee, soweit ist das noch nicht. Aber, ich denke mir, der Prozess muss auch
erst mal laufen, also kurz vor dem Termin ging’s mir gar nicht gut.
T. Ok. Ja, da haben wir noch einiges dran zu arbeiten. Das muss man auch auflösen.
25 Jahre, ganz viel angestaut und gesammelt, wahrscheinlich.
K. Und dann, bei einer Session kam raus, ich glaub, das war bei dir auch, so
eine Botschaft, die mir meine Eltern mitgegeben habe.
T. Ja, was ist das
noch?
K. Männer sind böse. Ja, und das ist irgendwie noch nicht ganz aufgelöst,
das ist zwar völlig bescheuert, dass ist mir schon klar, aber es ist einfach
…
T. Ja gut, es kann eine Botschaft sein aus dem morphogenetischem Feld, aus einem
Familienthema heraus, deine Mama kann das miterlebt haben, wenn die eh sowieso
nicht so ganz in der Welt ist, wer weiß, was ihr passiert ist, das müssen
wir aufdecken.
K. Ja, meine Mutter ist wohl als Kind vergewaltigt worden
T. Ja, alles klar. Ja, manchmal ist es sogar so, dass dir das heute passiert,
weil es ihr passiert ist, so selbstähnlich, ... ach, damit es nicht vergessen
wird oder ins Bewusstsein kommt oder aufgearbeitet wird, es gibt manchmal so
ganz merkwürdige Zusammenhänge, ganz komisch. Ja, da müssen wir
auch rein, stimmt. Ich muss mir mal die Demosession wieder anhören, ich
hab sie nicht mehr in Erinnerung. ... Dein Bauch arbeitet jedenfalls ganz gut
mit den Themen.
K. Ja, es brodelt. ... (lacht)
T. Ok. Thema Weiblichkeit. Mama, Schwester, Männer, Vergewaltigung, Missbrauch,
da ist schon eine Menge da. Wär ja schon fast die Frage, wie steckst du
das alles weg, wie kommst du damit klar? Ich mein, du hast dir einen guten Schutzpanzer
angelegt.
K. Ich komm mir manchmal vor, wie ein Hamster im Hamsterrad. Ich bin hier bei
den Sessions auch immer in Gängen gelandet und dann immer durch Gänge
gelaufen, die sich auch noch gedreht haben. ... (lacht)
T. Ja, das ist natürlich das beste Bild vom Hamsterrad, das stimmt.
K. Und ich hab immer gemacht und getan. Also, ein Ruhepol war für mich
die Schule, das hatte natürlich auch Vorteile, weil, die hab ich ganz locker,
lässig gemacht, ich war auf einem konservativen Mädchengymnasium.
Das war ganz klar geregelt, da wusste man, wo das Feindbild ist, das war für
mich optimal, diese Schule.
T. Deshalb sind auch alle Männer schlecht. Du hast es schon über alle
Stadien in der Zwischenzeit auch bestätigt bekommen, Männer sind gefährlich.
K. Und jetzt schon wieder. Meine Geschwister haben mir immer gesagt, ich soll
mit dem Walter aufpassen, der würde mir was tun, die haben das vorausgesagt.
T. Tatsächlich?
K. Da hat meine Schwester aus Amerika extra angerufen, um mir das zu sagen,
und ich hab gesagt, der tut mir nie was, die hatten richtig Angst um mich.
T. Jetzt lass doch mal diese Schwestern alle auftauchen, hör mal, was die
jetzt dazu sagen, in deiner Innenwelt.
K. Also, ich hab zwei jüngere Schwestern und einen älteren Bruder……was
sagt ihr dazu?
T. Hattest du nicht
eine ältere Schwester?
K. Ja, eine ältere, aber mit der hab ich keinen Kontakt mehr, da weiß
ich nicht, was die dazu sagt, ich hab den Kontakt abgebrochen, nach einer Zeit,
nachdem mein Vater gestorben ist, deshalb ist die jetzt nicht da. Soll ich die
mit erscheinen lassen?
T. Wir können ja mal testen, wie sie kommt, wie sie auftaucht, ob es die
überhaupt noch gibt in dir, ja, nimm doch erst mal die anderen beiden,
die irgendwie tatsächlich was zu dir gesagt haben.
K. Woher wusstet ihr das? Ja, die haben gesehen, dass der wie so ein Gorilla
ist. Ja, der ist schon ab und zu mal ausgeflippt, wenn er getrunken hat, dann
hat er schon mal was zerdeppert, oder so.
T. Wenn nun deine Schwestern auftauchen, wie geht es dir dann, welches ist dein
Grundgefühl?
K. Oh, ein ganz warmes.
T. Frag die beiden Mal, ob die dir helfen wollen, das alles jetzt aufzudecken
und zu verarbeiten und so weiter.
K. Da brauch ich nicht fragen, das weiß ich ... Wollt ihr mir helfen,
das aufzuarbeiten? ... Ja. ... Meinen Bruder hab ich auch noch ... ? Udo, du
auch? ... Ja, klar.
T. Also, die drei hast du für dich. Frag die mal, wie ist denn deren Verhältnis
zu Mama, weil, für dich ist die Mama ja doch ziemlich leblos.
K. Wie ist euer Verhältnis zur Mama? ... Ja, auch so.
T. Also, auch zu weit
weg. Frag sie mal, ob sie auch bereit sind, dir zu helfen, den Kontakt zu Mama
wieder herzustellen.
K. Seid ihr auch bereit, zu helfen, den Kontakt zu Mama herzustellen? ... Ja,
das ist ja auch ihr Thema.
T. So, was ist mit
Papa? Den hatten wir noch nicht.
K. Ja, der ist tot. Der ist 2000 gestorben.
T. Lass ihn mal auftauchen jetzt in deiner Innenwelt, guck mal, wie er auftaucht
oder in welchem Alter er ist? Oder welches erste Bild kommt.
K. Der ist so 60, er ist 82 geworden. Mit 82 war er ein alter Mann, und mit
60 war er voll Power.
T. Guck mal, wie er
auftaucht, was er sagt zu dir
K. Ich freu mich, ihn zu sehen, ich hab ein warmes Gefühl zu ihm. Er hat
mir aber schon immer gesagt, ... er schimpft jetzt mit mir (lacht), dass ich
den da nicht heiraten soll, dass der mich ausnutzt, dass er ein Schmarotzer
ist.
T. Das heißt, Papa ist immer noch nicht einverstanden, im Nachhinein,
sogar.
K. Nee, der ist nicht einverstanden, der war nie einverstanden.
T. Frag ihn mal, ob er dir hilft, all das zu verarbeiten?
K. Hilfst du mir, all dies zu verarbeiten? ... Er guckt ein bisschen so, ich
bin doch selber schuld (lacht).
T. Ja, genau. Das klang auch so bisschen so, ich hab’s dir damals schon
gesagt, wenn du auf mich hören würdest und so weiter. Ja, alles aufarbeiten,
würde bedeuten, er steht hinter dir und was immer du tust, er ist einverstanden.
Das ist eine Riesen Lernleistung für ihn, er müsste sogar im Nachhinein
einverstanden sein, dass du den geheiratet hast, und so weiter, also, da kommt
richtig heftig was auf ihn zu.
K. Willst du mir trotzdem helfen? ... Ja.
T. Gut, Papa und deine Geschwister sind auf deiner Seite, Mama und deinen Ex
müssen wir noch bearbeiten, deinen Onkel auch.
K. Meine älteste Schwester ist nicht auf meiner Seite.
T. Gut, dann holen wir die jetzt mal herbei, die ist ja diese Riesengroße.
Gut, wir können sie fragen, ob sie auch bereit ist, dich zu unterstützen,
wie immer sie das macht, sie kann es ja auch dadurch machen, dass sie dich provoziert
oder wie auch immer, sie sagt ja, du bist ja zu klein, ich bin ja normal, es
kann ja sein, dass sie sogar ein Stückchen recht hat.
K. Wirst du mir auch helfen? ... Ja, die macht eher so: Phh. Ein bisschen beleidigt,
es haben ja alle Geschwister den Kontakt zu ihr abgebrochen. Das ist natürlich
auch nicht so schön.
T. Also, sie ist die Böse.
K. Ja.
T. Ja, das ist ne blöde Situation für sie. Wie ist es denn für
dich? Sag’s ihr. Willst du sie überhaupt dabei haben?
K. Nee, lieber nicht.
T. Gut, dann müssen wir mit ihr auch noch arbeiten, bis du damit einverstanden
bist, dass sie doch dazu gehört. Ja, das ist klar, das sind alles Energiebilder
in deinem Kopf, wir wollen natürlich als Endzustand haben, dass die alle
mit dir gut können und dich lieben, wär natürlich optimal, wenigstens
neutral müssen sie sein, und so diese optimale Familienstruktur haben.
Ja, und du brauchst natürlich einen Fußboden, als allererstes. Gut,
dann arbeiten wir noch mal ein bisschen weiter. Diesen dunklen Kellerraum, da
unten, lass doch mal dort dein inneres Kind auftauchen, guck mal, wie das daher
kommt, dich als Kind, guck mal, wie du daher kommst.
K. Das ist jetzt so eine Sechsjährige, die ist ganz munter.
T. Oh ja.
K. Die war mal anders.
T. Genau, beschreib
mir mal, wie sie war. Oder sag’s ihr mal, red mal mit ihr.
K. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, hast du in so einer kleinen Salzsäule
gesessen, hast mit Feuer gespielt, und du warst kleiner als jetzt und hast überhaupt
nicht auf Ansprache reagiert, so autistisch vor dich hingewuselt. Und alles
was um dich rum war, egal, ob ein Körper oder in der Familie, oder was,
konnte dir nichts anhaben.
T. Wo war das, welche Session war das?
K. Das war nicht bei einer Session, Das war ein Wochenende mit Meditation und
Innenweltreisen, aber ohne Anleitung, mit Musik, da hab ich dieses Innere Kind
mit Salzsäule zu mir genommen, und irgendwann blieb es bei mir.
T. Gut, das heißt, es ist jetzt doch schon ziemlich erlöst und lebendig.
K. Ja, die ist lebendig.
T. Gut, ich würde sie gern mal auf den Missbrauch ansprechen, guck mal,
wie sie darauf reagiert, wenn du das Thema darauf bringst. Ist sie frei davon
oder ist da noch ein Teil abgespalten, frag sie mal?
K. Was hast du mit dem Missbrauch zu tun? ... Da guckt sie nicht hin.
T. Ah, da ist so ein Teil abgespalten. Da will sie halt nicht hingucken. Gut,
dann sag ihr trotzdem, wir werden den Teil auch noch holen, befreien, und das
sie auch wieder ganz vollständig ist und so weiter.
K. Wir werden den Teil auch noch holen. Ja, sie ist schon ganz munter, sie hüpft.
T. Ja, ist toll, super. ... Ja, stell dir mal vor, du sitzt am Meer, Wellenrauschen,
am Strand, du wendest deinen Kopf nach links, und ganz in der Ferne taucht so
eine Gestalt auf, die immer näher kommt, und je näher sie kommt, je
besser kannst du sie wahrnehmen, weil das ist deine innere Frau, deine Weiblichkeit.
Sie wird größer, du kannst mehr Einzelheiten erkennen, du kannst
auch sehen, wie sie geht, welche Gestalt sie hat oder was sie anhat. Lass das
ruhig mal so ein Entstehungsprozess sein, bis sie so nah ist, dass du sie ansprechen
kannst oder sie dich. Dann beschreib mir mal, wie sie aussieht oder was du wahrnimmst
oder was sie sagt oder was geschieht.
K. Sie ist ganz dick eingepackt, ich kann die fast gar nicht sehen das sieht
so aus, als hätte sie ein Karnevalskostüm an, so wie ne Blume, sie
ist ganz dick eingepackt.
T. Sprich sie doch mal an, was du siehst, und schau mal, wie sie darauf reagiert.
K. Ich seh fast nichts von dir, ich seh ein bisschen das Gesicht, Grade, dass
du gucken kannst, und sonst bist du ganz dick eingepackt.
T. Hat sie dich wahrgenommen? Reagiert sie auf dich?
K. Ja.
T. Frag sie doch mal, wie es ihr geht, sie ist ja immerhin deine innere Frau.
K. Wie geht es dir? ... Die ist noch ein bisschen schwach. Du bist eingesperrt?!
T. Sag ihr mal, dass das wie eine Verkleidung aussieht oder so.
K. Ja, das sieht wirklich so aus wie ein Karnevalskostüm, oder wie so ein
Kostümfilm.
T. Guck mal, ob sie darauf reagiert.
K. Sie sagt, das ist besser so.
T. Dann frag mal nach, was ist denn passiert, dass sie sich so ein bisschen
verkleidet oder versteckt, das klingt ja auch ein bisschen nach verstecken.
K. Was ist passiert, warum versteckst du dich so? ... Damit mich keiner sieht.
... Wer soll dich nicht sehen, und seit wann ist das so?
K. Als ich in die Pubertät gekommen bin, und schon ziemlich früh Busen
und sehr früh meine Tage gekriegt habe, da war ich erst elf.
T. So mehr oder weniger seit Anfang an versteckst du dich, versteckt sie sich.
K. Das war nur ein Teil der Frage, der andere Teil war, warum! Ja, warum versteckst
du dich? ... Ja, damit ihr nichts passiert.
T. Weiß sie denn, was passieren kann?
K. Weißt du, was passieren kann? ... Das kommt mir jetzt blöd vor,
wenn ich das sage: da kommen die bösen Männer (lacht).
T. Ah, nee ist ja klar, das kann ganz tief die Wahrnehmung gewesen sein, entweder
von der Mama her, von deinem Missbrauch aus. Frag sie weiter aus, am besten
holst du die Elfjährige herbei, die ihre Tage da kriegt, die anderen Mädchen
freuen sich ...
K. Warum willst du deinen Busen nicht zeigen? ... Ja, den soll man nicht sehen,
sie wär lieber ein Junge.
T. Sie wär lieber ein Junge, ah ja. Wieso ist das so oder was ist ihr passiert,
dass sie lieber ein Junge wär, wieso lehnt sie das Weibliche ab?
K. Wieso möchtest du lieber ein Junge sein? ... Da passiert mir nichts.
... Was kann dir passieren, was ist dir passiert, dass du dich so versteckst.
Ja, da kommt mein Onkel wieder.
T. Dann soll sie dir mal die Szene zeigen, an die sie sich jetzt erinnert, bezieht.
Welche Szene ist es, welche taucht auf?
K. Zeigst du mir mal, was du jetzt meinst, was ist dir passiert? ... Er hat
den Finger in sie rein gesteckt.
T. Guck mal, wie alt sie ist, was ist das erste Bild dazu?
K. Jetzt im Moment drei. Also, das ist eine Szene, an die kann ich mich noch
erinnern, da weiß ich auch noch, was ich anhatte.
T. Beschreib mal, was du wahrnimmst.
K. Ich hatte so ein hellblaues Kleid an, mit so einem Petticoat drunter. Da
waren wir im Keller in unserem Haus, meinem Elternhaus, im Wäschekeller.
T. Beschreib mal, was da ist, was du wahrnimmst, welche Erinnerung kommt?
K. Ja, ich seh die Wäscheleinen und da ist noch so ein Schrank, ein Tisch
steht in der Mitte, wo meine Mutter immer den Wäschekorb drauf gestellt
hat. Mein Onkel hat mich auf diesen Tisch gesetzt.
T. Wenn er das tut, spür mal, ob er dir vertraut ist, ob du ihn magst oder
was da so läuft?
K. Ob ich ihn mag? Nein ich hab totale Angst, ich weiß auch, was jetzt
kommt.
T. Du hast schon Erfahrung mit ihm?
K. Ja, das war die erste Szene, die ich wirklich als Bild im Kopf hab und nicht
nur als Körpergefühl.
T. Und da bist du drei, etwa? Beschreib mal, was er tut, was geschieht, du kannst
es dir auch ruhig von draußen anschauen.
K. Er zieht sich die Hose runter. Kann man denn eine Dreijährige vergewaltigen?
T. Guck mal, was passiert
K. Ja, das macht er.
T. Er geht richtig rein, nicht nur mit seinem Finger, auch mit seinem Schwanz?
K. Aber in das After.
T. Guck mal das Mädchen an, was macht die, schreit die, geht die raus aus
dem Körper, was passiert da, guck mal hin.
K. Die beamt sich weg.
T. Die beamt sich weg, ah, hat sie schon geübt ...
K. Die ist gar nicht mehr da, die ist jetzt in der Salzsäule, in dem Rohr.
T. Ah, da kommt das Bild von der Salzsäule her. Wie alt ist er, dein Onkel?
K. So 40, Ende 30. Er ist der Bruder meiner Mutter?
T. Wenn du das so siehst, gibt es da irgendwelche Emotionen dazu?
K. Also, mir schnürt sich hier der Hals zu, ich krieg hier so einen Druck.
T. Ah, ja. Bist du schon mal tiefer dort rein gegangen, dass du es ausagiert
hast?
K. Ich bin einmal in so eine Szene rein gegangen, in der Therapie war das. Das
war eigentlich die Therapeutin meiner Schwester, bei der ich dann Familienaufstellungen
gemacht habe. Ich konnte mich an eine Szene erinnern, das war bei meiner Oma
in der Wohnung. Und ich konnte mich daran erinnern, wie das Schlafzimmer früher
aussah, später hat sich das ja verändert. Mein Onkel hat mich gewickelt
und ich hab geschrieen, und meine Mutter hat reingeguckt ins Schlafzimmer, und
dann hat er mich gekitzelt und ich hab gelacht. Sie hat dann gedacht, es ist
doch alles gut und ist wieder gegangen, und ich hatte die Chance verpasst. In
diese Szene sollte ich dann reingehen, und da ist mein Vater dann dazwischen
gekommen und hat meinen Onkel in die Ecke geschlagen.
T. Ging’s dir da ein bisschen besser mit, als du das so bearbeitet hast,
weil, das ist der einzig richtige Ansatz, du musst nur reingehen in die einzelnen
Themen. Dann hat natürlich deine innere Frau absolute Berechtigung, wenn
sie solche tiefsten Gefühle, Erfahrungen, Körpergefühle und so
weiter abgespeichert hat, natürlich sind die Männer dann saugefährlich.
Das ist ja die Erfahrung von Anfang an. Frag doch mal deine innere Frau, ob
sie jetzt Lust hat, im Nachhinein das alles zu bearbeiten. Das lässt sich
alles verändern, dann bricht auch erst mal emotional was auf, was auch
wichtig ist, damit du in diese ganze Gefühlswelt wieder rein kommst.
K. Und, bist du bereit, das zu bearbeiten? Sie sagt, wenn sie Hilfe hat dabei
(lacht), ohne Hilfe geht’s nicht.
T. Ja, jede Menge Hilfe, die Schwester hilft, der Bruder, der Papa und wer auch
immer. ... Jetzt einfach, nur aus Neugier gefragt, du sagtest, bis 7 Jahre kannst
du dich daran erinnern, wann war das letzte Mal.
K. Ich weiß, dass es dann mal so eine komische Situation gab, ich glaube,
meine Eltern haben auf jeden Fall irgendwas mitbekommen, und mein Vater ist
dann mit mir zusammen ins Sauerland gefahren, ich weiß noch, ich hab ein
Gespräch belauscht, da hat der meiner Mutter gesagt: ach, dann fahr ich
mit der ins Sauerland, mit ihr mal ganz alleine, dann vergisst sie das schon
wieder, und dann ist es wieder ok. Ich denke, die sind noch von einem einmaligen
Ereignis ausgegangen. Und den Kontakt danach haben sie sehr gelockert, war ja
immerhin Familie, mein Onkel ist auch noch der Kollege meines Vaters, die waren
früher ganz oft da und später fast nie mehr.
T. Dann haben die eine Szene mitgekriegt, ... weißt du noch die Szene?
K. Nee, ich weiß nur noch dieses Gespräch und das da irgendwas ganz
komisch war, Das Alter weiß ich eher von einem Photo, das da gemacht wurde
und da war ich so 7 oder 8. Und ich weiß auch, dass mein Onkel seine Töchter
missbraucht hat. Also, das weiß ich!
T. Woher weißt du das?
K. Weil ich einmal noch zwei Monate bei denen gewohnt habe, als ich 15 war und
meine Mutter kurz vorm Sterben war, und da hab ich das einmal mitbekommen, das
sind Zwillinge, die sind zwei Jahre älter als ich ...
T. Die waren dann 17?
K. Ja, ...
T. Wie war das für dich, das muss ja heftig gewesen sein, wenn du das mitkriegst,
kannst du dich noch real daran erinnern? Beschreib doch mal.
K. Ja, da kann ich mich sehr gut dran erinnern, die Mädchen waren im Badezimmer,
die sind immer zusammen ins Bad und waren am Giggeln und Lachen und so, und
mein Onkel hat dann gegen die Tür geklopft und wollte rein, und sie haben
ihn nicht rein gelassen, dann hat er gegen die Tür gebollert, sie haben
wohl gedacht, wenn ich im Haus bin, dann haben sie Schutz. Dann haben sie ihm
die Tür aufgemacht, und dann war Ruhe im Bad, eine ganze Weile, man hörte
nicht mehr viel, und meine Tante lief wuselnd dauernd hin und her, hektisch,
und die Mädchen kamen dann mit gesenkten Köpfen, in sich zusammengefallen
aus dem Badezimmer raus, und er ... (Sie mimt eine vorgewölbte Brust) so
... Und mein Bruder hat auch einmal mitgekriegt, dass sich meine Eltern unterhalten
haben, dass das Verhältnis zwischen meinem Onkel und den Mädchen nicht
normal sei.
T. Dann frag sie doch mal direkt, diese beiden Mädchen, wenn du das Bild
noch so vor Augen hast oder geh doch mal ins Bad rein, während es da noch
so still ist, guck einfach mal rein.
K. Ja, ich bin drin.
T. Beschreib mal, was du wahrnimmst.
K. Die eine steht vor der Badewanne und stützt sich auf, und er vergewaltigt
sie von hinten.
T. Ok, du kannst schon mal kurz intervenieren, du kannst sagen, dass du das
alles aufarbeitest, dass das so nicht weitergeht, dass das nicht ok ist oder
so was, weil, wenn wir jetzt da reingehen, dann bricht das für dich auf,
das ist der Nachteil dabei. Also, einfach nur mal sachlich die Anweisung geben,
das geht so nicht weiter, du kommst wieder, ...
K. Genau, ich komme wieder und dann haue ich dir eine rein, in dieser Szene,
da hätte ich nämlich jetzt schon Lust zu ...
T. Nee, wenn wir jetzt da einsteigen, dann kommt erstmal die Wut hoch und dann
die Verzweiflung und dann bricht das ganze Thema auf, das kriegen wir nicht
in einer Session rund ... Und guck mal, wie der Onkel reagiert.
K. Oh, der hat mich jetzt wahrgenommen, komischerweise, der guckt mich jetzt
an, ein bisschen erstaunt.
T. Und deine Tante kannst du auch mit hinzunehmen, sag ihr auch Bescheid.
K. Die lebt noch.
T. Die lebt noch, ... dein Onkel ist schon tot?
K. Ja, schon lange, mit Anfang 60 ist der gestorben. Ja, nach dem Tod meiner
Mutter ist er gestorben, da war er Anfang 60.
T. Also, du könntest deine Cousinen sogar noch fragen, was da gelaufen
ist und deine Tante auch. Wie ist jetzt dein Verhältnis heute zu ihr?
K. Wir sehen uns ja nicht so oft, ich war jetzt noch einmal zu Besuch, und Margot,
meine jüngste Schwester sagt immer, wenn die Tante tot ist, dann geht’s
los, dann werden sie es aufarbeiten, weil vorher können sie es wohl nicht.
T. Deine Cousine sagt das?
K. Nee, das sagen wir Schwestern, die Cousinen reden ja nicht drüber, die
haben da nicht drüber gesprochen.
T. Und deine Schwestern wissen auch Bescheid?
K. Ja, klar, wir haben ein ganz enges Verhältnis miteinander.
T. Du siehst die heute auch häufig?
K. Ja, ich seh die heute, zum Beispiel, wir machen so ein Seminar, mein Bruder
und meine Schwester.
T. Jetzt guck doch mal, deine innere Frau, wie sie sich präsentiert, dort
am Strand vielleicht, was sie sagt dazu, du hast ja ne Menge aufgedeckt oder
zumindest erzählt, guck mal, was sie sagt, was sie meint dazu.
K. Was meinst du jetzt dazu? Sie hält das alles so fest um sich und sagt,
sie packt das erst aus (lacht)
T. Gut, da würden wir im Januar sofort mit anfangen, es ist sinnvoll, da
sofort einzusteigen. Ok, wir können auf der anderen Seite noch folgendes
machen, die Psyche besteht ja aus männlich und weiblich, so ne aktive und
passive Energie oder wie auch immer man das bezeichnen will, Yin und Yang, du
kannst diese männliche Energie mal auf deiner rechten Seite auftauchen
lassen, als deinen inneren Mann. Guck mal, wie der daher kommt, lass den auch
mal so als Punkt auftauchen, und dann wird er größer, so dass du
mehr Einzelheiten erkennen, detaillierter wahrnehmen kannst. Guck mal, wie dein
innerer Mann daherkommt.
K. Der reitet auf einem Pferd (lacht).
T. Oh ja, gut, so ein bisschen Prinzähnlich.
K. Ja (lacht) Er kommt jetzt von dem Pferd runter, so ganz locker, lässig,
also, ganz normal.
T. Wie ist das, wenn du ihn siehst, red mal mit ihm.
K. Wie geht es dir? ... Na, der hat immer gesehen, dass alles läuft, das
hab ich schon gemerkt
T. Der klingt eigentlich auch ganz fit
K. Ja, dem geht’s gut.
T. Also, die Qualität ist in dir offensichtlich vorhanden, du kannst dich
durchsetzen.
K. Ja, das ist ein großer, schlanker, normaler Mann, also, er ist ganz
normal.
T. Zeig ihm mal seine innere Frau, also sein Gegenüber, guck mal, wie er
auf sie reagiert.
K. Die ist schon hier, da ist die innere Frau, jetzt macht die Frau auch noch
so (hält die Hände vor die Augen).
T. Ok, da merkst du schon alles dran, die hat Angst vor dem Mann, die haben
noch nicht so ne Harmonie mit sich. Guck mal, wie er auf sie reagiert.
K. Na ja, er kennt sie ja, ... das ist dann halt so, deshalb musste er ja immer
alles machen.
T. Also die beiden sind schon vertraut miteinander.
K. Ja, er mit ihr, aber sie mit ihm wohl nicht so.
T. Frag sie mal.
K. Bist du mit ihm vertraut? ... Nee, die guckt ja gar nicht hin.
T. Gut, dann sag ihr schon mal, dass es jetzt auch in Zukunft darum geht, dass
sie sich mit ihm beschäftigt, dass sie einen Beschützer kriegt, wenn
du so willst, also einen aktiven Part, der für sie aufpasst und so weiter,
dass es ein bisschen ausgewogener wird, dass sie nicht mehr alleine da ist oder
so was. Red mal ein bisschen mit ihr.
K. Schau dir das mal an, das ist dein Mann, dein innerer, der beschützt
dich, der ist bei dir, und dann kannst du auch mal gucken, was es so gibt für
dich in der Welt, außer verstecken ... na, das glaubt sie mir jetzt nicht
so wirklich.
T, Ja, ist klar, das ist aber ein Prozess. So, deine innere Frau, mit wie viel
Prozent ist sie jetzt da? Also, wie hoch ist deine Weiblichkeit im Leben, frag
sie mal. Zwischen 0 und 100 Prozent, was würdest du so sagen, ungefähr.
Sie soll mal ein Schild hochhalten
K. Wie viel bist du mit deiner Weiblichkeit im Leben? ... Fünf.
T. Fünf Prozent, oh ja. Gut, das kann sein, wenn sie Missbrauch hat, so
tief, so weit zurückliegend, ja. Gut, dann frag mal den Mann, wie weit
bist du mit deiner Power da? Guck mal, welches Schild er hochhält.
K. Wie bist du da mit deiner Power? ... 90 oder 80.
T. Ja, ganz grob hatte ich auch so eine Idee. Gut, was mich jetzt noch interessieren
würde, bei all dem, was wir versucht haben, so ein bisschen aufzuschlüsseln,
lass mal deine Großeltern auftauchen, alle vier. Guck mal, wer zuerst
kommt.
K. Oma und Opa mütterlicherseits.
T. Guck mal, wie die beiden daher kommen, Arm in Arm oder verstritten.
K. Ja, die kommen als Paar, die waren 62 Jahre verheiratet und haben sich Küsschen
gegeben, wenn er im Keller Apfelsaft holen gegangen ist. Also, die sind im gleichen
Dorf aufgewachsen, in die gleiche Schule gegangen.
T. Oh ja, wenn du die siehst, wie geht es dir?
K. Ich freu mich komischerweise drüber, ja, ich freu mich für sie.
T. Ja gut, wenn sie 62 Jahre zusammen waren, dann haben sie so eine ganz starke
Harmonie oder irgendetwas Tragfähiges zumindest, auch das ist ja in deiner
Familie, in deiner Psyche drin, wenn du so willst. Es kann natürlich sein,
dass du dich darüber freust.
K. Dann kommt der Vater meines Vaters, aber der war sehr alt, der war schon
immer alt, und meine andere Oma hab ich nie kennen gelernt, die ist 45 gestorben.
T. Lass die trotzdem mal beide auftauchen, guck mal, wie die auftaucht, die
Oma.
K. Ja, die ist ganz klein und hutzelig ... die ist eine sehr Schwache ... mein
Vater ist ja ein sehr intelligenter Mensch, und mein Opa war eher so ein bisschen
einfach gestrickt, also, ich denke mal, die Intelligenz hat er von seiner Mutter,
aber als Persönlichkeit war sie sehr klein. Er ist böse auf seinen
Vater und will seine Mutter retten.
T. Er will seine Mutter retten, ah ja. Also, da ist noch ganz viel Spannung
mit den Themen. Gut, dann gucken wir mal auf der anderen Seite, wie reagiert
die Mama auf ihre Eltern?
K. Ja, sie geht vor meiner Oma in Deckung. Meine Oma hatte so die Keule geschwungen.
T. Die war eher der männliche Part?
K. ... ja, und mein Opa, sie versteckt sich hinter meinem Opa. Und er macht
so mit der Hand (beschützende Geste).
T. Wie ist das, wenn du das so siehst?
K. ich weiß das, das überrascht mich nicht.
T. So ist es halt, so kennst du es. Sag doch mal in die Runde, dass du jetzt
in der nächsten Zeit alle ihre Themen bearbeitest, also, so ein bisschen,
wie eine Ankündigung, guck mal, wie sie darauf reagieren.
K. Ich werde alle diese Themen, die wir jetzt eben genannt haben, bearbeiten.
T. Guck mal, welche Reaktion passiert.
K. Mein Vater lacht, grinst breit, freut sich, und meine Mutter versteckt sich
hinter meinem Opa, die ist jetzt im Moment ein Kind und lugt ihm so zwischen
den Beinen vorbei, also, die ist nicht richtig da.
T. Frag sie mal, in welchem Alter sie missbraucht worden ist. Woher weißt
du es, hat sie das mal erzählt?
K. Also, es muss so Grundschulalter gewesen sein. Das ist uns eigentlich erst
im Nachhinein klar geworden, dass sie das immer wieder erzählt hat, aber
nicht von sich, sondern von einer anderen Person, irgendwie war uns Geschwistern
das allen klar.
T. Da kam das raus? Ja klar, wenn sie über eine andere Person erzählt,
ist sie ja wie abgespalten und redet dann über den anderen Teil, der das
erlebt hat.
K. Ja, das war schon ein bisschen komisch, weil sie immer wieder gesagt hat,
dass nicht nur die Frauen, die auf der Flucht waren, vergewaltigt wurden, sondern
dass einfach in dieser Chaoszeit so ein Boden war, auf dem manche Typen sich
ausleben konnten.
T. Ja, das war normal damals. ... Ja, dann haben wir alle Personen sichtbar
gemacht, und auch die Traumen sichtbar gemacht. Gut, jetzt machen wir mal so
eine Art von Hochrechnung, ich gebe das einfach mal vor, stell dir mal vor,
du bearbeitest das jetzt, sagen wir mal, im nächsten halben Jahr, schau
doch mal, wie dann der Raum aussieht, mit dem Fußboden. Geh da noch mal
rein, schau in dir an.
K. Der Raum hat einen Boden, der ist ziemlich lang und nicht so furchtbar breit,
und an der Seite sind viele Fenster. Ich kann aber nicht rausgucken.
T. Nee, ist klar, du kannst noch nicht rausgucken, deine Sicht ist noch nicht
da. Ok, lad doch mal deine Figuren alle ein in den Raum, also, wir nehmen praktisch
das Ergebnis vorweg, also wie eine Rückkopplung. Guck mal, wie deine innere
Frau dann aussieht oder sich bewegt oder dein innerer Mann, zum Beispiel, rufen
wir die Beiden mal als erstes auf.
K. Also, mein innerer Mann ist ein kleines bisschen größer und so
ein bisschen ... (sie streckt die Brust vor).
T. Wie reagiert deine innere Frau auf ihn oder wie ist sie da?
K. Ich krieg die irgendwie nicht.
T. Er soll sie mal rufen. Gib ihm mal den Auftrag, er soll sie holen, in der
erlösten Form.
K. Hol du mal die innere Frau, die erlöste, nicht die eingepackte. ...
Die so verschleiert, dass ich sie nicht sehen kann.
T. Das heißt, für deine Psyche ist es fast unmöglich, sich sie
dir vorzustellen, und wenn du sie aufrufst, dann ist sie verschleiert, also,
du kannst sie dir nicht richtig vorstellen, weil das eine unglaubliche Veränderungsarbeit
bedeutet, die so einfach für deine Psyche, Seele gar nicht vonstatten gehen
kann, weil da steckt ja ganz viel drin, die Traumen, der Missbrauch ...
K. Also, die ist jetzt nicht mehr so dick eingepackt, aber sie hat ganz viele
Schleier überall, ich kann nichts sehen.
T. Die ist noch verschleiert, das ist ok. Guck mal, wie deine Eltern daherkommen.
K. Die haben sich an der Hand, und meine Mutter ist auf einmal eine Person.
T. Was ist mit dem inneren Kind, lass das auch noch mal auftauchen. Frag es
mal, wie es ihm geht, auch wenn es an den Missbrauch denkt, ob das andere innere
Kind oder der abgespaltene Anteil auch schon da ist, integriert ist oder guck
mal, wie das Kind aussieht.
K. Ja, da sind jetzt zwei Kinder, die ziehen irgendwas, als würden sie
zusammen spielen.
T. Gut, es kann sein, dass das dann noch integriert werden muss, dass es dann
irgendwann mal ein Kind wird. Letztendlich ist es so wie bei einer Persönlichkeitsabspaltung,
das muss man herbeiholen und dann integrieren. Es kann auch sein, dass es ein
bisschen Zeit braucht, weil es was ganz Neues ist, du kennst es ja gar nicht.
Das kann man gar nicht hochrechnen, weil du es nicht kennst, weil es schon ganz
früh passiert ist. ... Was können wir noch machen, deine Großeltern
herbeirufen, alle vier, guck mal, wie sie da sind.
K. Mein Opa ist jetzt auf einmal stärker, der ist jetzt ein Mann, vorher
war er so, ... wurde er so von meiner Oma unter den Arm geklemmt.
T. Da kommt wahrscheinlich auch die Power her für deinen inneren Mann.
K. Und die anderen Großeltern, meine andere Großmutter väterlicherseits,
ich seh sie nicht so richtig, ich weiß so wenig von ihr.
T. Ja, wie fühlst du dich, wenn du das alles so wahrnimmst, diesen Raum,
deine Verwandtschaft, deine Clique, deine Energiebilder.
K. Ja, ich will die jetzt mal irgendwie hinter mir haben, mal gucken, was da
vorne ist und nicht immer mir die angucken.
T. Ok, wenn wir das bearbeitet haben, dann steht dir auch die Welt wieder offen.
Sag’s ihnen mal, guck mal, ob sie als Ergebnis sich alle hinter dich stellen,
und guck mal, welche Perspektive hast du. Was ist, wenn du nach vorne guckst?
K. Man kann nicht in diesen Raum reingucken, und ich würde gerne aus den
Fenstern gucken,
T. Oh ja, dann geh schon mal hin, ist ja alles nur ne Hochrechnung und guck
mal, was du drin siehst.
K. In dem Moment, wo ich um die Ecke komme, also, das sind so dicke Mauern und
wenn ich die Fenster eigentlich sehen müsste, dann ziehen die sich zu.
T. Es kann gut sein, dass deine Psyche plötzlich streikt, und dann kannst
du keinen Blick da raus werfen, weil es eine Hochrechnung ist, und auch eine
Perspektive, das ist ja noch schwieriger. Tja, da brauchen wir auch ein bisschen
Zeit für, das geht nicht ganz so schnell.
K. Das ist mir klar.
T. Aber das geht. Weißt du, es geht mir im Moment auch nur darum, so ein
Anfangsbild zu entwerfen, von dem wir ausgehen, damit wir am Ende rückkoppeln
können und sagen können: da standen wir mal, guck mal, wie die Veränderungen
sind. Das ist schon ganz spannend, weil es in allen Bereichen ja Veränderungen
geben wird, und das ist mit Sicherheit ganz spannend zu sehen.
K. Wir hatten das schon mal gemacht, zum Schluss, da konnte ich mir nur Gänge
in den Höhlen vorstellen, jetzt sehe ich wenigstens Fenster, auch wenn
ich noch nicht rausgucken kann, und Licht sehe ich auch.
T. Hattest du das bei mir gemacht?
K. Ja. Du hast dann zum Schluss auch gesagt, geh mal aus der Höhle raus
und ich konnte nicht.
T. Nee, so lange dieser Missbrauch nicht aufgelöst ist, ist es fast unmöglich.
So eine massive Abspaltung der Psyche, die kannst du nicht wahrnehmen, die kriegst
du nicht so integriert in deiner Vorstellung. Gut, das war ein breites update
mit dem Überthema Weiblichkeit. Guck mal, ob du noch was wahrnehmen, feststellen
willst oder ob du das erst mal so stehen lassen kannst, ob irgendwas noch fehlt.
K. Ja, ich merke, das hat auch mit meiner Arbeit zu tun, mit dem Miteinander
auf der Arbeit, nicht mit der Arbeit selbst, sondern mit den Kollegen.
T. Wie du da bist und so weiter, das ist klar, das wird sich auch in deiner
Psyche sehr ändern. Es gibt ja dann wesentlich mehr Kommunikation oder
Verbindung untereinander, dass ist ja das, was wir letztendlich machen, alles
miteinander neu verbinden. Ja, guck doch mal ganz kurz, was ist mit deinem Mann,
deinem Exmann.
K. Da krieg ich Angst, wenn ich an den denke.
T. Ja, das ist klar. Das ist auch der nächste Schritt, den du machen müsstest.